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Äthiopien auf dem Weg zum grünen Textilsektor

Stakeholder erarbeiten Maßnahmen zur Verbesserung der Qualitätsinfrastruktur für ökologische Baumwolle

Als landwirtschaftlich geprägtes Land ist Äthiopien besonders für den Export von Kaffee, Tee und Gewürzen bekannt. Doch auch Anbau und Verarbeitung von Baumwolle besitzen sowohl eine lange Tradition als auch einen stetig wachsenden Exportmarkt. Dabei verzeichnet die globale Nachfrage nach ökologischer Baumwolle aktuell einen rasanten Anstieg. Der äthiopischen Regierung ist dies bewusst: Bereits 2017 verabschiedete sie eine nationale Baumwollentwicklungsstrategie. Ziel der Strategie ist, Äthiopien bis 2032 als weltweit führenden Produzenten nachhaltiger und hochwertiger Baumwolle zu etablieren.

Für den Aufbau einer nachhaltigen Baumwollproduktion und Teilhabe am Exportmarkt, ist ein funktionales System an Dienstleitungen der Qualitätsinfrastruktur (QI) notwendig. Hierzu zählen beispielsweise Saatgutprüfungen, Pestizidrückstandsanalysen oder Qualitätssicherungsmaßnahmen. Da derartige Dienstleistungen bisher nicht oder nicht ausreichend lokal erbracht werden können, sind Hersteller gezwungen, ihre Produkte zum Nachweis der Exportqualität durch Labore im Ausland prüfen zu lassen. Dies erhöht Kosten, Koordinationsaufwand und das Risiko von Verzögerungen im Betriebsablauf. Hierdurch verliert Äthiopien als Standort für die ökologische Baumwollproduktion an Attraktivität.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, arbeiten das äthiopische Institut für die Entwicklung der Textilindustrie (Ethiopian Textile Industry Development Institute, ETIDI) und die Allianz für Produktqualität in Afrika zusammen. Ihr Ziel ist, in einem Multi-Stakeholder-Prozess Maßnahmen zur Verbesserung der QI-Dienstleistungen im Bereich ökologische Baumwolle zu entwickeln und deren Umsetzung zu koordinieren.

Nach intensiver Vorarbeit war es am 1. und 2. Juni 2022 so weit: ETIDI und die Allianz luden in zwei virtuellen halbtägigen Workshops Stakeholder aus dem öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Sektor ein. Gemeinsam ging es darum, Lücken in QI-Dienstleistungen für ökologische Baumwolle zu identifizieren und sektorübergreifende Lösungsvorschläge zu entwickeln. Unter anderem nahmen Vertreter und Vertreterinnen der äthiopischen QI-Institutionen, des Agrar- und Industrieministeriums, der äthiopischen Textilvereinigung, des Instituts für Textil und Mode (Universität Bahir Dar), Unternehmen wie H&M, und gemeinnützige Organisationen wie Pan-Ethiopia und Solidaridad teil. Der Vertreter von H&M hielt einen Gastvortrag zu Qualitätsanforderungen internationaler Käufer aus dem Privatsektor. Die zwei Workshoptage endeten mit dem Entwurf eines branchenübergreifenden Maßnahmenplans und der Gründung eines Follow-up Komitees. Das Komitee kümmert sich in den kommenden sechs Monaten um die Konkretisierung der Maßnahmen sowie deren praktische Umsetzung. Auch die Allianz wird ihren Beitrag leisten und im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit spezifische Maßnahmen zur Verbesserung von QI-Dienstleistungen unterstützen.

Durch das Projekt wird die Wertschöpfungskette für ökologische Baumwolle langfristig gestärkt und so ein Potenzial für neue Arbeitsplätze und Einkommensmöglichkeiten geschaffen. Zudem wird der Textilsektor in Äthiopien auf seinem Weg zur nachhaltigen Transformation unterstützt. Äthiopien geht hiermit als positives Beispiel für grüne Beschäftigungsförderung in Baumwolle-produzierenden und Textil-verarbeitenden Ländern voran.